Frohe Ostern euch allen!
Bei Instagram konnte ich bereits viele beeindruckende Bilder von Chilipflanzen sehen, die bereits eine stattliche Größe erreicht haben. Glückwunsch an alle, die im Zeitplan liegen oder ihm sogar voraus sind mit der Zucht!
Bei mir lief es dieses Jahr allerdings leider alles andere als gut. Ich bin daher aktuell dabei, meine Fehler zu analysieren, um es nächstes Jahr besser zu machen. Daran möchte ich euch gerne teilhaben lassen, denn aus Fehlern kann man ja bekannterweise lernen.
Was ist überhaupt passiert?
Seit dem letzten Update leider tatsächlich nicht viel, was das weitere Wachstum betrifft. Dafür sind mir allerdings jede Menge Chilipflanzen aus meinem Kokossubstrat vertrocknet als wir ein Wochenende lang unterwegs waren. Ich habe bis dahin fast täglich gegossen, aber dafür immer nicht so viel. Vor dem Wochenende habe ich den Pflanzen extra etwas mehr Wasser verabreicht, aber vermutlich habe ich dabei die Speicherkapazität des Kokossubstrats überschätzt.
Als wir Anfang März über vier Tage weg waren, habe ich überall extraviel gegossen, wodurch es allen Pflanzen gutging als wir zurückkamen. Damals war auch die Abdeckhaube oben drauf. Diesmal war es so, dass wir einen Tag weniger unterwegs waren und ich zum einen nicht ganz so viel gegossen habe, aber auch die Abdeckung fehlte. Ich denke also, ich hätte dieses Massensterben verhindern können, wäre ich mit dem Kokossubstrat bereits vertrauter gewesen. Ich habe diesen Nachteil des Kokossubstrats, dass es sehr wenig Wasser speichern kann, auch in meinem Beitrag zur Aussaaterde beschrieben und obwohl ich diese Info vorab kannte, ist es mir trotzdem ausgetrocknet.
Tatsächlich ist dieses Jahr das erste Mal, dass ich alle Chilis in anderer Aussaaterde als bisher angezogen habe. Was am Anfang wie gewohnt lief mit relativ schneller Keimung, auch wenn mit niedrigerer Keimrate als die Jahre zuvor, entwickelte sich nach etwa vier Wochen abweichend zu dem, was ich bisher kannte. Das Wachstum kam bei den meisten Pflanzen nach Bildung des ersten Blattpaares zum Stillstand.
Zuerst dachte ich, dass die Pflanzen ihr Wurzelsystem in der Zeit weiter ausbauen würden. Ende April habe ich dann mithilfe von Internetrecherche festgestellt, dass die Aussaaterde und das Kokossubstrat, das ich verwendet habe, deutlich weniger vorgedüngt waren als die Aussaaterde, die ich über die letzten 5 Jahre immer verwendet habe. Diesen Aspekt hätte ich also im Voraus abchecken müssen, was ich nicht getan habe. Daher hinke ich nun ziemlich hinterher mit meinen Chilis.
Meine erste Maßnahme, dort gegenanzusteuern, war der Einsatz von Chilidünger. Möglicherweise hätte ich etwas intensiver düngen können, aber ich wollte auch nicht zu viel düngen, weil ich nicht wusste, ob ich am Ende den Wurzeln schaden würde. Leider hat das Düngen nicht den gewünschten Effekt gehabt, sodass ich mich nun dazu entschieden habe, einfach sämtliche Sprösslinge in richtige Blumenerde – genauer gesagt Tomaten- und Gemüseerde – umzutopfen. Auch wenn die Pflanzen noch weit vor der Bildung des zweiten Blattpaares stehen, sehe ich doch noch eine Chance für viele dieser Pflanzen, endlich wieder einen Wachstumsschub hinzulegen.
das ist die Erde, in der von nun an alle meine Chilis gedeihen bzw. gedeihen SOLLEN
Beim Umtopfen konnte ich feststellen, dass viele dieser Chilis, die nur ein bis zwei ganz kleine Blätter haben, zumindest einigermaßen gut Wurzeln ausbilden konnten. So hoffe ich jetzt einfach, dass die neue Erde nun zu einem ordentlichen Wachstumsschub beitragen kann. Die roten Habaneros, die schon zu Beginn extrem in die Länge gewachsen sind, habe ich nun alle tiefer gesetzt.
die kleinsten Exemplare haben gerademal damit begonnen, das erste echte Blattpaar auszubilden. Seit 5 Wochen ist hier jedoch Stillstand…
gleiche Situation wie oben, nur immer noch mit Keimblättern…
die Naga Viper haben bisher die größten Blätter ausgebildet, sind aber immer noch meilenweit entfernt von der Sollgröße für diesen Monat…
Auch das ist ein Naga Viper. Obwohl er mein größter Zögling ist, ist er leider trotzdem (noch) kein Vorzeigemodell.
neben den hier abgebildeten Pflanzen stehen noch weitere auf meiner Fensterbank. Es sind also immer noch mehr als genug Pflanzen für den Platz, den wir haben – unter der Annahme, dass sie alle so groß und stark werden wie die Fataliipflanzen links im Bild. Nicht wundern: rechts unten ist ein stark beschnittener Fatalii zu sehen, also leider auch keine größere Jungpflanze.
Welchen Einfluss hatte der Schaden auf die Chilivielfalt?
besonders bitter ist leider, dass es nicht nur viele Pflanzen erwischt hat, sondern dass dabei auch zwei weitere Sorten für diese Saison aus dem Rennen sind. Die gelben Habaneros und Chiltepin sind Sorten, die ich nächstes Jahr in einem neuen Anlauf noch einmal anbauen muss. Übrig sind nur noch Cayenne long slim – wohlgemerkt die Sorte, die am besten mit den Rahmenbedingungen bisher klarkam (ist ja auch die einzige der Art Capsicum annuum) – Giant Rocoto (der einzige Capsicum pubescens), Naga Viper und Habanero red.
Was ist mit den überwinterten Fatalii?
Meine Fatalii freuen sich über die helleren Tage und blühen bereits. Wenn ich Glück habe, gibt es dann schon im Frühsommer die erste Ernte. Da es aber noch sehr kalt draußen ist, kann ich die Chilis nicht rausstellen und muss die Blüten von Hand bestäuben. Dafür verwende ich einen feinen Kosmetikpinsel von meiner Freundin. Bisher bilden die Blüten allerdings alle noch keine Früchte aus, von daher werde ich den Vorgang noch ein paarmal wiederholen dürfen.
zwei Fataliiblüten, die darauf warten, bestäubt zu werden
Abschließend kann ich also sagen, dass viel passiert ist, aber ich bin guter Dinge, dass sich das nun alles langsam einrenken wird und unsere große Ernte dieses Jahr nicht ausfallen muss, auch wenn sie vielleicht dann erst später im Jahr erfolgen kann. Vorher kann ich mich aber an meinen blühenden Fatalii erfreuen, die mir wiederum eine frühzeitige Zwischenernte ermöglichen könnten.